Monday, May 01, 2006

Schläfst du, Hagen, mein Sohn?

Alberich
Schläfst du, Hagen, mein Sohn?
Du schläfst und hörst mich nicht,
den Ruh' und Schlaf verriet?

Hagen
Ich höre dich, schlimmer Albe:
was hast du meinem Schlaf zu sagen?

Alberich
Gemahnt sei der Macht,
der du gebietest,
bist du so mutig,
wie die Mutter dich mir gebar!

Hagen
Gab mir die Mutter Mut,
nicht mag ich ihr doch danken,
daß deiner List sie erlag:
frühalt, fahl und bleich,
hass' ich die Frohen, freue mich nie!

Alberich
Hagen, mein Sohn! Hasse die Frohen!
Mich Lustfreien, Leidbelasteten
liebst du so, wie du sollst!
Bist du kräftig, kühn und klug:
die wir bekämpfen mit nächtigem Krieg,
schon gibt ihnen Not unser Neid.
Der einst den Ring mir entriß,
Wotan, der wütende Räuber,
vom eignen Geschlechte ward er geschlagen
an den Wälsung verlor er Macht und Gewalt;
mit der Götter ganzer Sippe
in Angst ersieht er sein Ende.
Nicht ihn fürcht' ich mehr:
fallen muß er mit allen!
Schläfst du, Hagen, mein Sohn?

Hagen
Der Ewigen Macht, wer erbte sie?

Alberich
Ich - und du! Wir erben die Welt.
Trüg' ich mich nicht in deiner Treu',
teilst du meinen Gram und Grimm.
Woraus Speer zerspellte der Wälsung,
der Fafner, den Wurm, im Kampfe gefällt
und kindisch den Reif sich errang.
Jede Gewalt hat er gewonnen;
Walhall und Nibelheim neigen sich ihm.
An dem furchtlosen Helden
erlahmt selbst mein Fluch:
denn nicht kennt er des Ringes Wert,
zu nichts nützt er die neidlichste Macht.
Lachend in liebender Brunst,
brennt er lebend dahin.
Ihn zu verderben, taugt uns nun einzig!
Schläfst du, Hagen, mein Sohn?

Hagen
Zu seinem Verderben dient er mir schon.

Alberich
Den goldnen Ring,
den Reif gilt's zu erringen!
Ein weises Weib lebt dem Wälsung zulieb:
riet es ihm je des Rheines Töchtern,
die in Wassers Tiefen einst mich betört,
zurückzugeben den Ring,
verloren ging' mir das Gold,
keine List erlangte es je.
Drum, ohne Zögern ziel auf den Reif!
Dich Zaglosen zeugt' ich mir ja,
daß wider Helden hart du mir hieltest.
Zwar stark nicht genug, den Wurm zu bestehn,
was allein dem Wälsung bestimmt,
zu zähem Haß doch erzog ich Hagen,
der soll mich nun rächen,
den Ring gewinnen
dem Wälsung und Wotan zum Hohn!
Schwörst du mir's, Hagen, mein Sohn?

Hagen
Den Ring soll ich haben:
harre in Ruh'!

Alberich
Schwörst du mir's, Hagen, mein Held?

Hagen
Mir selbst schwör' ich's;
schweige die Sorge!

Alberich
Sei treu, Hagen, mein Sohn!
Trauter Helde! - Sei treu!
Sei treu! - Treu!

-
Wilhelm Richard Wagner, Götterdämmerung

I hear Dick Cheney often talks in his sleep when he naps in the Bunker.

- Satyagraha!

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